PAINTBALL

“Sarah, verdammt noch mal, wir müssen zusammenhalten! Wenn wir nicht nach ihren Regeln spielen, verliert sie! Wir müssen nicht gegeneinander kämpfen, was ist denn nur los mit dir?”

“Tut mir leid, nur eine kann gewinnen.”

 

Sarahs Miene war steinern. Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte Louisa so etwas wie Bedauern und Unsicherheit in ihrem Blick zu erkennen, doch die verhärteten Gesichtszüge ließen solch eine Interpretation nicht zu. Resigniert ließ Louisa die Arme sinken, mit denen sie zuvor noch gestikuliert hatte, und wartete. Wegzulaufen hatte keinen Sinn mehr, Sarah würde sie ja doch erwischen. Da konnte sie sich diese Mühe auch gleich ersparen. Wenigstens war dann auch dieses Spiel vorbei.

 

“Na dann los, tu es”, sagte Louisa müde, breitete auffordernd die Arme aus und drehte ihren Kopf zur Seite, um nicht zu viel Farbe in Mund und Augen zu bekommen. Sarah legte an, zielte und drückte ab.

Erschrocken keuchend stolperte Louisa einen Schritt nach hinten.

 

“Oh scheiße, ich war viel zu nah, das muss weh tun, das wollt’ ich nicht, entschuldige!”, rief Sarah und wollte auf Louisa zugehen, die nach Atem rang. Die dunkelrote Farbe hatte die linke obere Brust gefärbt, breitete sich rasch über die ganze Seite der weißen Weste aus und tropfte langsam zu Boden und… wurde dort immer mehr. 

 

Der Schuss war durch einen Dämpfer nicht von dem Abfeuern einer Paintballkugel zu unterscheiden. Die scharfe Munition durchbohrte die Paintball-Schutzweste mühelos und drang in das Fleisch darunter wie ein Messer in weiche Butter. Der Schock verdrängte den Schmerz nur für einen kleinen Moment, in dem Louisa Sarah entgeistert ansah und ihr bewusst wurde, was gerade passiert war. Eine Träne bahnte sich lautlos den Weg über ihre Wange, als sie erkannte, dass sie von ihrer Freundin erschossen worden war. Danach brach sie ohnmächtig vor Schmerz und ob des hohen Blutverlustes vor Sarahs Augen zusammen.