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Springen Tänzer

A Play With Fire

Genre: Romance

Autorin: Rhea Ross & Maresa May

Ihr einziges Requisite war ein Stuhl, platziert genau in der Mitte der Bühne. Langsam, als ob sie alle Zeit der Welt hatte, stieg sie von der Bühne und ging ins Publikum. Das hatte bisher noch keiner gemacht und es gehörte nicht zu den Regeln des Burlesque, sich in die Nähe des Publikums zu vagen. Alle Augen folgten ihr. Franz stellte sein Champagnerglas ab und blickte nervös von einem Gast zum anderen. Würde sich einer trauen, sie zu berühren? Was, wenn jemand einen Aufstand machte und die Situation eskalierte? Es war strengstens verboten, die Mädchen zu berühren oder ihre Kleider und Requisiten anzufassen. Ein Scheinwerfer folgte Hannah, die auf einen bestimmten Tisch zuging, auf dem fünf Männer saßen und nur einer von ihnen sich am meisten zu fürchten schien. Sie stand vor ihm und lächelte ihn an. Franz starrte überrascht und war neugierig, was als nächstes passieren würde. Wer war dieser Mann? Warum ausgerechnet er? Würde er sie nachher ins Zimmer begleiten? Würde sie es auch wollen? In Franzs Kopf summte es wie in einem Bienenstock. Fast hätte er Hannahs Auftritt verpasst.

Elegant streckte sie ihre rechte Hand aus und befahl dem Mann, der vor ihr nicht die Augen lassen konnte, trotz seinen roten Wangen, ihr zu folgen. Sofort stand dieser auf und gab ihr die Hand. Sie platzierte ihn auf den Stuhl  und stellte sich neben ihn. Die Musik spielte weiter und eine Männerstimme von der Live Band ertönte. 

“When did we lose our way…”, sang er. Hannah wandte sich. 

“It´s easier to let it go…” Sie sprang und fiel auf seinen Schoß. Der Mann wirkte nervös und gleichzeitig fasziniert. Es schien, als ob er Angst hätte, sie versehentlich zu berühren. Wie eine Statue blieb er stehen, während nur sein Kopf ihrem bewegenden Körper folgte. 

“So many can´t tell anybody… harder to let you know…”

Hannah ließ sich von seinem Schoß gleiten und stellte sich auf den Kopf, die langen Beine in die Luft gespreizt. Das Publikum schrie wie wild und klatschte hemmungslos. 

“Call me when you make up your mind but you won´t”

Und schon war sie wieder auf dem Boden und kniete vor ihm, als ob sie um Verzweiflung bat. Sie turnte nun auf dem Boden, wälzte sich wie ein Reptil und hob ihren Hintern in die Höhe. Ihr Körper war wie aus Gummi. 

Wieder saß sie da, umarmte ihre Knie und versteckte ihren Kopf. Sie spielte mit Emotionen. Das Publikum schaute ihr gebannt zu. Auf der Bühne spielte sich eine komplexe Beziehung ab. Ihr Tanz unterstreichte jedes gesungene Wort. 

Erst jetzt traute sich der Mann auch etwas zu machen. Seine Hand reichte nach ihr und gerade als er sich erhob, sprang sie auf und lief ihm davon. Das Publikum lächelte und der Vorhang fiel.

“Wie viel für die Kleine?”, fragte eine Stimme. Franz blickte ihn skeptisch an. Er wirkte grob, hatte eine negative Ausstrahlung und war ihm auf den ersten Blick unsympathisch aufgefallen. Trotzdem wirkte er, als ob er von den Gästen heute am meisten Kohle hätte. Franz warf einen kurzen Blick zur Bühne. Hannah schien Spaß zu haben mit diesem Mann, den sie ausgesucht hatte. Sie lächelte sogar wieder. Nein, Franz brachte es nicht übers Herz, sie wieder traurig vorzufinden, wie vor ein paar  Wochen. 

“Tut mir leid, Hannah wird heute alleine die Bühne verlassen.”

“Warum das denn? Willst du kein Geld verdienen? Hier!”, sagte er und warf ein Bündchen Scheine auf die Theke, doch Franz schob es zurück. 

“Nein, nicht um jeden Preis. Ich ändere meine Meinung nicht. Entschuldigen Sie mich.” Er ließ den verärgerten Mann stehen. Unauffällig schlich er sich hinter die Bühne und sah Hannah mit ihrem Tanzpartner sprechen. Er wollte sie nicht unterbrechen und lauschte heimlich. 

“Wie hast du mich gefunden?”, fragte sie etwas schüchtern und mied seinen Blick, als ob sie sich schämen würde. 

“Zeitung. Da war ein Foto von dem Blumenladen und du hast davor einen Strauß roter Rosen gehalten.”

Sie nickte. 

“Danke fürs Mitmachen. Schönen Abend.”

“Warte!”, schrie er und stellte sich vor ihr, um sie zum Stehen zu bringen. “Du wirst mich doch nicht einfach so stehen lassen?”

“Genau das hast du mit mir gemacht. Schon vergessen?”

Er senkte beschämt seinen Kopf und hob ihn wieder. 

“Lass uns an die Bar gehen. Etwas trinken und plaudern. Dieses Mal wird es anders.”

“Bist du immer noch verheiratet?”

Er schwieg. 

“Siehst du.”

“Bitte, lass es mich wieder gut machen! Sag, was ich tun kann!”

“Drehe die Zeit zurück und begegne mir nicht.” 

Und so ließ sie ihn stehen. Franz fühlte sich unwohl. Das war also der Mann, in den sie hoffnungslos verliebt war.

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